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"Guilty Pleasures": 7 Dinge, die wir gern heimlich tun!

Tun wir nicht alle gern ein paar Dinge unterm Radar? Die gängigsten "Guilty Pleasures" und warum wir den Begriff eigentlich nicht mehr brauchen.

Guilty Pleasures
"Guilty Pleasures" sind Vergnügen, die wir lieber für uns behalten Foto: Collage von Männersache.de & iStock: olgakr / Aida Servi & GettyImages: Infocus International
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Dinge, die wir gern tun, unserem Umfeld jedoch lieber verschweigen, werden heute unter dem Begriff der "Guilty Pleasures" zusammengefasst. Dieser bezeichnet eine heimliche Freude, die man zwar genießt, für die man sich aber eigentlich schlecht fühlen sollte - so zumindest häufig die eigene Einschätzung. Das prominenteste und wohl auch anschaulichste Beispiel für ein solches Gefühl sind Reality-Shows.

Es macht zwar Spaß, sie zu gucken, doch gleichzeitig fühlt man sich angesichts des Voyeurismus, der diese Freude entfacht, doch irgendwie schlecht dabei. So, als dürfte man es eigentlich nicht genießen. Außerdem ist es kein Hobby, das als angesehen gilt. Besser wäre es ja zu sagen, man hätte den Abend auf der Couch mit einem Buch verbracht als vor dem Fernseher.

Warum schämen wir uns für unsere "Guilty Pleasures"?

Es als "Guilty Pleasure" zu bezeichnen, viel zu viele Süßigkeiten zu essen oder zum Glas Wein am Wochenende auch mal an einer Zigarette zu ziehen, rationalisiert den unangenehmen Beigeschmack, der mit dem Vergnügen einhergeht, weg. Gleichzeitig meinen wir damit, dass wir doch eigentlich viel zu schlau seien, um "Love Island" wirklich zu schauen oder ernsthaft ein Lied von Mark Forster anzumachen.

Wir würden das nicht ernsthaft gucken, sondern verbuchen es stattdessen eben als unser "Guilty Pleasure". Wie ein Niveau, das man zwar kennt, sich aber bewusst darauf hinablässt. Das Kennen der "Schuld" soll dann die Abgrenzung sein zu denen, die es wirklich genießen. Mit dem Begriff schwingt also auch eine gewisse Ambivalenz mit. Er bezeichnet ein Vergnügen, das aber nicht ins Bild passt, das wir von uns haben und das uns angreifbar macht - weil wir mit dem, was wir wirklich genießen, anecken könnten.

"Guilty Pleasures": Abgrenzung & Verharmlosung

Manchmal wird der Begriff der "Guilty Pleasure" aber auch zur Verharmlosung genutzt. Wenn wir Musik hören, die von sexistischen Texten dominiert wird, ist das eben unsere "Guilty Pleasure", aber nichts, das wir ernsthaft hören, wir wüssten ja um die Problematik.

Der Autor Niko Kappel nannte das Beispiel der Show "Germany's Next Topmodel", um das Phänomen zu erläutern. Menschen würden zwar sagen, dass sie die Sendung mögen, ihnen dies aber peinlich sei. Denn sie wüssten eigentlich, "dass dort seit Jahren das Körperbild junger Mädchen zerstört wird".

Wenn wir über all das, was uns unangenehm ist, die "schützende Hülle des Guilty Pleasures" legen, sterbe letztlich der Diskurs. Er fand bereits 2019: Das Modewort gehöre abgeschafft. Dem stimmt auch Autorin Fran Leibowitz zu, die sagte, solang es nicht etwas sei, das andere töte, könne sie bei dem, was ihr Vergnügen bereite, keine Scham empfinden.

Heißt also: Man braucht den Begriff der "Guilty Pleasures" nicht, weil man damit nur die Problematik hinter dem, was man tut oder konsumiert, vertuschen will - und für alle anderen Freuden muss man den Begriff sowie nicht gebrauchen, weil man sich nicht für das schämen muss, was man genießt.

7 Freuden, die man trotzdem lieber verheimlicht

Obwohl der Begriff "Guilty Pleasure" schon in seinem Kern dekonstruiert scheint, wird er trotzdem noch gebraucht - vor allem für die folgenden Angewohnheiten. Warum diese noch immer als schambehaftet gelten - und wie befreiend es sein kann, wenn man einfach zu dem steht, was man genießt.

1. Fernsehen

Wie oft hast du schon die Worte "Wir haben gar keinen Fernseher" oder "Ich brauche keinen Fernseher" in den verschiedensten Variationen gehört? Der Ton ist hier nicht bedauernd, vielmehr wird der Satz mit einem Gleichmut vorgetragen, der zeigen soll, dass man ein Unterhaltungsmittel der Masse, den Fernseher, ja überhaupt nicht brauche.

Gleichzeitig wird jedoch über den Bildschirm des Laptops oder den Beamer gestreamt. Wer heute Fernsehen guckt, verpackt es oftmals als "Guilty Pleasure", als sei es etwas aus der Zeit Gefallenes und gleichzeitig zu offensichtlich, um lineares Fernsehen ernsthaft als Entspannungsmittel zu nutzen oder das gar gern zu tun. Dabei bedarf es dafür keinerlei Rechtfertigung - und es muss auch niemand stolz darauf sein, keinen Fernseher zu besitzen.

2. Reality-Shows

Etwas, wofür der Begriff "Guilty Pleasure" erfunden zu sein scheint, sind Reality-Shows. Von "Love Island" über "Dschungelcamp" bis hin zu den "Kardashians" gibt es sie in zahlreichen Formen - sie alle vereinen hohe Einschaltquoten. Viele der Zuschauenden, die dahinterstehen, würden es vermutlich als eines dieser Vergnügen labeln, die sie ungern offen zugeben.

Bei Formaten wie "Bauer sucht Frau" oder "Hart aber herzlich" wird das wohl immer noch so sein, bei manchen scheint das leise Schuldgefühl auch nicht ganz unberechtigt zu sein. Insgesamt scheint sich jedoch der Ruf dieser Shows verbessert zu haben.

Ganze Podcasts widmen sich dem Trash-TV, auf TikTok wird ebenfalls offen über die neuesten Folgen diskutiert. Der Scham, der lange damit einherging, dass uns Reality-Shows unterhalten, scheint sich nach und nach zu legen - zumindest in der jüngeren Zielgruppe.

3. TikTok

"Tiktok? Nee, hab ich nicht." Und wem kommt dieser Satz bekannt vor? In der Anfangszeit, in der die App begann, immer populärer zu werden, hörte man ihn öfter. Auf einer App, auf der sich vor allem das jüngere Publikum aufhält (laut "Walaroo Media" sind 80 % der Nutzenden zwischen 16 und 34 Jahre alt) und das zunächst durch einfache Tänze bekannt wurde, da wolle man ja nicht sein.

Wer es anfangs doch hatte, sagte dann so Sätze, die implizierten, dass sie sich das nur mal anschauen würden. Ein leichter Zeitvertreib, ein "Guilty Pleasure", dem man mal nachgehe. Eigentlich würde man sich jedoch von der Masse abgrenzen, die sich dort aufhält. Wenn man jedoch Freude an dem findet, was dort geteilt wird - warum dann nicht doch einfach dazu stehen?

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4. Hin und wieder eine Zigarette

Während die Freuden, einen Fernseher zu besitzen und TikToks zu schauen, keinem schaden müssen, sieht es hier etwas anders aus. Dass Rauchen schädlich ist, ist bekannt. Doch viele sogenannten Gelegenheitsraucher:innen stellen sich dieser Seite kaum und verstecken sich dafür hinter der Gelegenheit. Nur am Wochenende, nur wenn Alkohol im Spiel ist.

Eine kleine Freude, die mit einem gewissen Schuldgefühl einhergeht, das aber angesichts der wenigen Gelegenheiten heruntergespielt wird. Dabei bestätigte bereits eine Studie des Nationalen Krebs-Instituts (NCI) in den USA, die ihre Ergebnisse im Journal "JAMA Internal Medicine" teilten.

So gebe es kein gesundheitlich sicheres Level beim Rauchen. Cholesterinspiegel und Bluthochdruck würden auch bei denen, die gelegentlich an einer Zigarette ziehen, steigen. Werte, die wiederum zu einem Herzinfarkt und Schlaganfall führen können. Zu manchen "Guilty Pleasures" sollte man stehen - andere wiederum ernst nehmen.

Wer bereits Raucher:in ist und überlegt, aufzuhören, könnte sich beispielsweise mal mit Tabakerhitzern (z. B. IQOS) auseinandersetzen: Laut einer unabhängigen Untersuchung mit Beteiligung des Bundes­instituts für Risiko­bewertung und weiteren Studien erzeugt das sogenannte Dampfen deutlich weniger Schadstoffe. Das macht es nicht risikofrei, aber zu einer durchaus attraktiven Alternative.

5. Stars

Hier ist es ähnlich wie bei den Reality-Shows. Das Interesse an Stars, was sie gerade machen, mit wem sie zusammen sind, was sie tragen, wohin sie reisen, gilt als oberflächlich und wird als Klatsch und Tratsch abgetan.

Trotzdem sind Magazine, Online-Medien, Instagram und TikTok damit gefüllt - denn auch wenn es viele nicht zugeben wollen, ist unser Interesse an im Rampenlicht stehenden Menschen eben doch groß.

In einer Gesellschaft, die von Selbstinszenierung und Perfektionismus geprägt ist, kann es äußerst erfrischend sein, wenn man sich dafür nicht schämen muss - und bevor man das offen vor anderen erst mal vor sich selbst zugeben kann.

6. Fast Food

"Ich war schon ewig nicht mehr bei McDonald's." "Der Burger-King-Skandal? Wer geht da denn überhaupt noch hin?"

Natürlich ist Fast Food ungesund. Natürlich wäre es besser, wenn wir immerzu gesund essen würden. Keine Fertiggerichte, keine Instantnudeln, kein Burger, kein McFlurry.

Aber wenn wir manchmal schreckliche Lust auf genau das haben, ist das dann nicht auch okay? "Alles in Maßen", sagt man, und während das beim Rauchen weniger gilt, wird es wohl hin und wieder okay sein, wenn wir aufhören, Essen zu moralisieren und uns unseren "Pleasures" hingeben - ganz ohne "Guilt".

7. Candy Crush

Nur kurz hinsetzen und ein paar Minuten am Handy sein. Die einen scrollen durch Instagram, die anderen schauen TikTok-Videos oder YouTube-Clips - und wieder andere öffnen den Gaming-Ordner. "Candy Crush".

Und plötzlich ist eine halbe Stunde vorbei, die man einfach so vergeudet hat. Zeit einfach so verschwenden, mit etwas, das man nicht zu den Hobbys zählen würde und das einen auch sonst nicht wirklich weiterbringt, hinterlässt viele mit einem frustrierenden Leere-Gefühl, als hätte man gerade etwas verschwendet.

Natürlich ist hier - wie bei allem anderen - das Maß entscheidend. Es gilt aber auch, was Fran Leibowitz gesagt hat: "Ich habe keine 'Guilty Pleasures', denn ich fühle mich nie schuldig, wenn ich etwas genieße." Nicht alles muss produktiv sein und zum Selbstbild passen, das wir von uns haben.