Tor zur Hölle

Das bizarre Geheimnis hinter der Grabkammer von Pharao Sethos I.

Kaiser, Pharaonen, Priester - seit Menschengedenken widmen sich Kulturen auf der ganzen Welt der Suche nach einer Pforte zum sagenhaften Reich der Toten, ob tief unter Wasser oder in unterirdischen Tunneln. Ganze Religionen gründen sich auf diese Idee. Erst jetzt kommen Archäologen ihren Geheimnissen auf die Spur.

Totentempel in Ägypten
Totentempel in Ägypten Foto: IStock / TerryJLawrence
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Die Enttäuschung steht Zahi Hawass ins Gesicht geschrieben. Drei Jahre haben er und sein Team gegraben, 174 Meter tief sind sie in den instabilen Schacht vorgedrungen und haben dabei mehrfach ihr Leben riskiert. Alles, um herauszufinden, was sich am Ende des 3.000 Jahre alten Felsentunnels verbirgt, der sich unter der prunkvollen Grabkammer von Pharao Sethos I. befindet.

Doch der Tunnel gibt sein Geheimnis nicht preis - er endet im Nichts. Blieb er unvollendet oder sollte er möglicherweise eine symbolische Treppe in die Unterwelt darstellen?

Die beste Wegbeschreibung dorthin findet sich in Sethos' Gruft, mitten im Tal der Könige. Jede Wand der Grabkammer ist mit geheimnisvollen Inschriften versehen, eine Sammlung von Beschwörungsformeln, die dem Toten den Weg zum ewigen Leben ebnen sollen, wie eine Art Fahrplan durch die Unterwelt. Den braucht der Verstorbene auch, denn das Totenreich wird als Labyrinth voller verschlossener Türen, Hindernisse und Prüfungen beschrieben.

Laut der Mythologie kann an jeder Ecke ein seelenfressender Dämon lauern. Nach einer sechsstündigen Wanderung muss der Pharao sich dem Tribunal des Totengottes Osiris stellen und sein Herz gegen die Feder der Göttin Maat wiegen lassen. Ist die Waage im Gleichgewicht, darf er weiterleben. Andernfalls wird sein Herz gefressen, und der Tote stirbt einen zweiten, endgültigen Tod.

Sethos war sich sicher, welches Urteil das Tribunal über ihn fällen würde. Das zeigen die Wände des von ihm zu Lebzeiten in Auftrag gegebenen Totentempels. Auf den Reliefs ist zu sehen, wie der Pharao das ewige Leben empfängt, ehe er sich selbst in einen mumiengestaltigen Osiris verwandelt und im Jenseits zum gottgleichen Königsvater aufsteigt.