Medizin-Update

DNA-Test To Go: Wir haben den Herkunfts-Test gemacht!

DNA-Tests gibt's mittlerweile sogar für Zuhause. Aber wie zuverlässig sind Ancestry, MyHeritage und Co.? Wir haben zwei Tests durchgeführt und was dabei heraus kam, war überraschend!

Auf einem Papier liegt ein DNA-Test mit dem man seine Herkunft herausfinden kann
Mit einem Wattestäbchen kannst du ganz leicht einen DNA-Test zuhause machen und alles über deine Herkunft herausfinden Foto: iStock/fotoquique
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Ahnenforschung ist ein unfassbar spannendes Thema. Zu wissen, wo die eigenen Wurzeln liegen. kann oft überraschend sein. Vielleicht stammst du ja sogar aus einem Land, mit dem du nie gerechnet hättest? Diese Fragen können DNA-Tests beantworten. Mittlerweile musst du dafür auch nicht mehr zum Arzt gehen, du kannst die Tests ganz entspannt vom Sofa aus machen. Auch ich habe es ausprobiert.

Das Wichtigste in Kürze

  • Stäbchen rein und ab zur Post - die meisten DNA-Tests kannst du ganz leicht selbst durchführen und ganz bequem zuhause auf die Ergebnisse warten

  • Je mehr Menschen in der Datenbank des Labors hinterlegt sind, desto genauer ist deine Herkunftsanalyse

  • Anbieter werben oft damit, dass du mit DNA-Tests Krankheitsanfälligkeiten identifizieren kannst - ein DNA-Test ersetzt aber niemals einen Arztbesuch! Besprich mit deinem Hausarzt im Zweifel die Ergebnisse des Tests

  • Die DNA ist unser persönlichstes Gut, beschäftige dich also auch mit den Datenschutzbestimmungen der jeweiligen Anbieter. Hersteller wie MyHeritage und Ancestry sind, was das angeht, sehr transparent - von unseriösen Anbietern solltest du dagegen die Finger lassen

Diese DNA-Tests habe ich gemacht

MyHeritage DNA-Test

DNA-Test von AncestryDNA

So lief der DNA-Test ab

Online konnte ich mir ganz bequem die beiden Test-Kits liefern lassen. Nicht mal eine Woche später lagen zwei kleine Kartons auf meinem Tisch: Der DNA-Test von Ancestry und das Produkt von MyHeritage. Alles ist steril und sicher verschweißt. Und während die Einzelteile so auf meinem Tisch liegen, fühle ich mich schon fast wie in einem kleinen Labor. Also, Stäbchen rein und fertig? Nicht ganz!

So funktioniert der Test von Ancestry:

Bei diesem Test wird eine kleine Speichelprobe in eine Art Kapsel gegeben. Diese wird verschlossen, geschüttelt und verpackt.

Und so die Version von MyHeritage:

Etwas einfacher ging es mit dem Test von MyHeritage, denn hier mussten tatsächlich nur zwei Stäbchen in den Mund gesteckt werden und laut Anweisung in einem Röhrchen verpackt werden.

DNA Test MyHeritage
Im Test-Kit von MyHeritage ist alles übersichtlich und sicher verpackt. Foto: Männersache

Nachdem ich alles entsprechend der jeweiligen Anweisungen durchgeführt habe, habe ich die Tests in den mitgelieferten Post-Umschlägen verpackt (bei Ancestry wird das Porto übernommen, bei MyHeritage kostet der Versand etwa 3,50 Euro) und warf sie mit klopfendem Herzen in den nächsten Briefkasten. Jetzt hieß es: Warten auf die Ergebnisse. Und während ich mich fragte, woher meine Ahnen wohl stammen und welches Blut in meinen Adern fließt, fanden meine DNA-Proben ihren Weg in die Labore. MyHeritage wertet die Proben in einem Labor in den USA aus, Ancestry in Irland. Bei MyHeritage musste ich mich nicht allzu lange gedulden. Hier hatte ich meine Ergebnisse schon nach vier Wochen, bei Ancestry habe ich fast zwei Monate gewartet.

Woher komme ich? Das sind die Ergebnisse meiner DNA-Tests

Zugegeben, mit Ahnenforschung habe ich mich bisher nie wirklich beschäftigt. Als ich zum ersten Mal davon gehört habe, dass man seine DNA ganz bequem zuhause analysieren kann, war ich Feuer und Flamme. Vielleicht kommt ja doch etwas überraschendes heraus? Und tatsächlich - überraschend waren die Ergebnisse!

Aber erstmal ein paar Hintergründe zu meiner Abstammung: Bis dato wusste ich, mein Vater stammt aus Deutschland, seine Mutter - meine Oma - jedoch aus dem damaligen Ostpreußen, heute Polen. Mein Opa mütterlicherseits stammt aus den Niederlanden. Eine gewisse Erwartung an die Testergebnisse hatte ich also schon vorher.

Und die Erwartungen sollten bestätigt werden: Ganze 40 Prozent Osteuropäerin sollen in mir stecken - zumindest laut Ancestry. Bei MyHeritage sind es nur 26,7 Prozent. Im Großen und Ganzen stimmten beide Tests aber überein. Ein großer Teil Osteuropa, viel Nord- und Westeuropa (Hauptsächlich BeNeLux und Deutschland), etwas Baltikum und eine Prise Skandinavien.

Irgendwie waren die Ergebnisse das, was ich erwartet hatte und doch war es spannend, die Ergebnisse schwarz auf weiß - oder bunt - vor mir zu sehen.

Wichtig: Die beiden getesteten DNA-Tests können dir viel Aufschluss über deine ethnische Herkunft geben, ersetzen aber keine Vaterschaftstests und können auch keine Krankheiten voraussagen.

Vergleich DNA Test Herkunft
Im Vergleich: Oben ist das Testergebnis aus dem MyHeritage-Test zu sehen, unten die Übersicht von Ancestry. Foto: Männersache

Jetzt geht die Ahnenforschung los!

Schon beim Registrieren meines Tests in den Online-Portalen konnte ich meine Verwandten in einen Stammbaum eintragen. Im Labor werden meine DNA-Proben mit einer riesigen Datenbank an Usern verglichen. Auf dieser Grundlage wird geprüft, mit welchen Menschen ich Übereinstimmungen habe. Genauer gesagt bedeutet das, Menschen mit denen ich näher oder entfernter verwandt bin. Und ich verspreche euch: In den Tiefen der Ergebnisse kann man sich richtig verlieren…

Mein Fazit: Kann ich DNA-Tests für Zuhause empfehlen?

Ganz klar: Ja! Ahnenforschung ist ein wahnsinnig spannendes Thema, in das ich jetzt definitiv tiefer einsteigen werde. Dank den Tests von MyHeritage und Ancestry habe ich dafür jetzt auch eine gute Grundlage. Allerdings solltest du dich unbedingt an seriöse Anbieter halten, denn immerhin gibst du deine DNA ab. Was das genau bedeutet, habe ich weiter unten erklärt.

Welcher Test war mein Favorit? Etwas schöner und ansprechender wurden die Ergebnisse von MyHeritage präsentiert, hier bekommst du ein animiertes Video, was die Vorfreude noch ein bisschen mehr in die Länge zieht und die Spannung auf den Höhepunkt treibt. Übersichtlicher finde ich dagegen das Portal von Ancestry. Die Auflistung meiner Verwandten und der Überschneidung unserer DNA ist hier anschaulicher dargestellt. Ich kann also guten Gewissens beide Tests empfehlen.

Diese DNA-Tests gibt es auch noch, um die Herkunft herauszufinden

TellmeGen DNA-Test

Etwas teurer als die Kits von MyHeritage und Ancestry ist der DNA-Test von TellmeGen. Dafür kannst du mit dem Test aber auch weit mehr herausfinden als lediglich deine Herkunft. Der Test gibt sogar Rat, wie sich deine DNA auf Dinge wie Diätreaktionen, Muskelausdauer oder Reaktion auf Sport auswirkt. Auch ob du genetisch dazu veranlag bist innere Unruhe zu spüren, wenn du Kaffee getrunken hast. Klingt spannend? Ist es auch! Trotzdem ist der Test mit Vorsicht zu genießen, denn ein Gen-Test für Zuhause kann keine ärztliche Untersuchung ersetzen. Wenn du dich unwohl fühlst oder Beschwerden spürst, dann sollte die erste Anlaufstelle der Arzt deines Vertrauens sein.

Ein Vorteil, den der TellmeGen-Test noch mit sich bringt, ist die ständige Aktualisierung der Daten. Du musst dich einmal kostenlos registrieren und wirst immer wieder monatlich mit den neuesten Informationen auf dem Laufenden gehalten. Dafür ist ein Team aus Ärzten und Genetikern verantwortlich.

„Die Informationsfülle, die aus der Genomprobe gewonnen werden kann ist beachtlich. Man sollte den Report unbedingt mit dem Hausarzt teilen. Warum? Wenn der Hausarzt die Risiken von Krankheitsbildern und die Wirkung von gängigen Pharmaka auf das Genom des Patienten kennt, desto weniger Aufwand bei der Diagnosestellung und anschließender Behandlung mit den entsprechenden Pharmaka.“
Ein Amazon-Kunde

Wie verlässlich sind DNA-Tests, um die Herkunft zu ermitteln?

Um das direkt vorweg zu nehmen: Forscher sind skeptisch. Denn Fakt ist: Jeder Mensch ist zu 99,9 % identisch. Dadurch sind wir theoretisch alle genetisch miteinander verwandt. Kein Wunder, denn ganz ursprünglich haben alle Menschen die selben Wurzeln. Und die gehen über 15 Millionen Jahre in der Geschichte zurück.

Aber zurück zu den DNA-Tests fürs Sofa. Seine DNA abzugeben ist simpel. Wattestäbchen rein, alles zur Post und auf die Auswertung warten. "Diese Daten sind nicht realistisch, sondern modell-basiert. Man hat eine gewisse Anzahl an Referenz-DNA und die Zuordnung der Herkunft erfolgt dann nach dem Prinzip: 'Wir ordnen so zu wie es am wahrscheinlichsten ist'. Die Prozentangaben sind nur eine ungefähre Einschätzung und sollten nicht zu ernst genommen werden", erklärt Mark Stoneking, Professor am Max-Plank-Institut für evolutionäre Anthropologie in der Abteilung für evolutionäre Genetik im Interview mit web.de. Vereinfacht sagt das: Je mehr Personen in der Datenbank erfasst sind, desto wahrscheinlicher wird auch die Genauigkeit des Tests.

Wenn wir uns konkret also die Datenbanken von Ancestry oder MyHeritage anschauen, ist es doch sehr wahrscheinlich, dass die Daten aussagekräftig sind. Denn in den Datenbanken sind mehrere Millionen Menschen registriert, mit denen deine DNA abgeglichen werden kann.

Was passiert mit meinen Daten?

Datenschutz ist ein wichtiges Thema. Und was könnte man persönlicheres von sich preisgeben, als seine eigene DNA? Genau die Information, die dich einzigartig macht. In Zeiten wo wir Passwörter und Handys besser hüten als unseren Augapfel und ständig fürchten, überwacht zu werden, sollten wir besonders kritisch darauf aufpassen, wem wir unser Erbgut zur Verfügung stellen. Im Falle von MyHeritage zum Beispiel werden die Proben sogar in die USA verschickt - und dort gelten bekanntlich weit weniger scharfe Regeln als bei uns. Daher lohnt es sich, immer die Datenschutzbestimmungen der Unternehmen zu lesen, bevor du dir einen Test kaufst.

Seriöse Anbieter wie MyHeritage oder Ancestry speichern zwar deine Daten, geben aber an, diese Daten nur für interne Zwecke zu nutzen und diese ohne deine ausdrückliche Zustimmung nicht an Dritte weiterzugeben. Damit kannst du zumindest sicher gehen, dass deine Daten nicht missbraucht werden.

Trotzdem liegt es immer im eigenen Ermessen, ob du deine DNA an ein Unternehmen oder Labor geben möchtest.

Wie viel kostet ein DNA-Test?

Die Tests an sich kosten um die 80 Euro. Je mehr Daten du aber bekommen möchtest, desto teurer wird es. Bei Ancestry und MyHeritage werden bestimmte Daten zum Beispiel nur für Abonnenten freigeschaltet. Die Daten zu Herkunft und eventuelle Verwandte sind aber bei jedem Test automatisch enthalten.

Was genau ist eigentlich unsere DNA und was sagt sie aus?

Die Kurzfassung: Unsere DNA ist der Träger unserer Erbinformation. Klingt kompliziert? Ist es auch, denn die Daten die aus unserer DNA gelesen werden können, sind schier unendlich. Kein Wunder, dass Genetiker und Forscher sich seit Jahrzehnten mit der DNA und unserem Erbgut beschäftigen und das vermutlich auch noch einige weitere Jahrzehnte tun werden.

Die DNA liegt in unseren Chromosomen, die in jeder Zelle unseres Körpers enthalten ist. Visuell kannst du dir die DNA wie eine eingedrehte Leiter vorstellen. Die DNA ist bei jedem Menschen einzigartig und doch gleichen sie sich zu 99%. Nur in einem einzigen Prozent unterscheiden wir uns genetisch, aber dieses klitzekleine Prozent sorgt dafür, dass wir blaue Augen haben, braune Haare, anfällig für bestimmte Krankheiten sind oder wie unser Gewicht beeinflusst wird.