Bei welchen Krankheiten hilft Sex? Wir haben die Antworten
Wie Sex gegen Krankheiten wie Burn-Out und Depressionen helfen kann, beschreibt die Münchnerin Susanne Wendel in ihrem Buch "Gesund gevögelt!". Ein Auszug.
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Warum Sex dir bei Depressionen helfen kann
Wieso gibt es Sex nicht auf Rezept bei Burn-out, Depression & Co.? Probleme, die im Kopf entstehen, löst man besser über den Körper. Doch mit dem Sex klappt's häufig auch nicht. Warum sowohl Burn-out als auch Sexualstörungen in sexfeindlichen Gesellschaften häufiger vorkommen.
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Burn-out ist in aller Munde – die neue Modekrankheit des 21. Jahrhunderts. Die Überforderung durch den Job und durch das Leben, übrigens häufig eine gut getarnte Unterforderung, genannt Bore-out, greift um sich und zieht immer mehr Menschen in ihren Bann. Die großen Unternehmen geben laut Handelsblatt und dem Manager Magazin einen Anteil der an Burn-out erkrankten Mitarbeiter von fast 9 Prozent an. Folgen für die Betroffenen sind oft Depressionen und tiefe Lebensunlust.
War es in den 90ern noch »in«, besonders viel zu arbeiten, versucht man heute wieder, die Balance im Leben zu finden – zwischen Job, Familie und der eigenen Vitalität. Leichter gesagt als getan, wo setzt man da an? Wie erreicht man dann Balance und Frieden?
Das geht nur, indem man seine eigenen Ressourcen stärkt. Leistungskraft kommt letztlich nur aus Leidenschaft. Und die spürt man im Körper.
Bei welchen Krankheiten hilft Sex?
Menschen, die Lust, Freude und Leidenschaft bei ihren Tätigkeiten empfinden, müssen sich nicht so anstrengen. Wenn Du so oft wie möglich Dinge tust, die Du wirklich willst, zapfst Du automatisch immer wieder Deine Ressourcen an und Deine Power läuft nicht ins Leere.
Es gibt aus meiner Sicht zwei Möglichkeiten, die Ressourcen zu stärken: Entweder man findet heraus, was einen wirklich entspannt und einem Energie gibt. Und das ist individuell sehr unterschiedlich. Beim Einen ist es Meditation, beim Nächsten Klavierspielen, beim Dritten Kampfsport, beim Vierten Kochen. Und das findet man auch nicht heraus, indem man darüber nachdenkt oder eine Psychotherapie macht, sondern indem man verschiedene Dinge ausprobiert und SPÜRT, wie man sich dabei fühlt. Vitalität ist vor allem etwas Körperliches.
Die zweite Möglichkeit der Ressourcenstärkung ist, etwas zu tun, was definitiv bei allen Menschen gleichzeitig zu mehr Entspannung und Vitalität führt: Sex!
Warum du keine Lust auf Sex hast
Und hier beginnt das Dilemma: Erschreckend viele Menschen leiden an sexueller Unlust bis hin zu sexueller Dysfunktion, je nach Studie 20 bis zu fast 50 Prozent! Dabei sind Männer wie Frauen betroffen. Bei Männern äußert sich dieses Phänomen vor allem darin, dass sie nicht »können«, bei Frauen darin, dass sie nicht wollen.
Hängt das vielleicht zusammen – Erschöpfung im Leben und Verdruss beim Sex?
Der Appetit kommt beim Essen. Der Hauptgrund, warum gesunde Menschen keinen Sex haben, ist vermutlich »Ich bin zu müde«. Paare, die sich auf Sexperimente à la »100 Tage Sex« (Douglas Brown) einlassen, berichten, dass es vor allem Disziplin ist, die man braucht, um jeden Tag Sex haben zu können.
Sex gegen Depressionen: Den Sextrieb wieder aktivieren
Klar, nach einem supervollen Arbeitstag, womöglich noch mit Kindern und Haushalt, ist man abends einfach kaputt. Doch nicht nur die Erschöpfung eines anstrengenden und langen Arbeitstages und spätes Ins-Bett-Fallen-Lassen lässt uns sexmüde werden. Oft kann man sich einfach nicht aufraffen, obwohl man eigentlich die Zeit hätte.
Vielleicht funktioniert es ja genau umgekehrt: dass die Erschöpfung verschwindet, wenn man sich aufrafft. Dass die Lebenslust wiederkommt, wenn man den Sextrieb aktiviert.
So wie die Lust auf ein leckeres Essen manchmal erst kommt, wenn man den ersten Bissen im Mund hat. Bei mir ist das sehr oft so. Also, nicht beim Essen, denn Hunger habe ich eigentlich immer, aber tatsächlich beim Sex.
Im ganz normalen Alltag bin ich abends oft einfach müde und morgens, wenn ich aufwache, komme ich auch nicht gleich in Schwung. Tagsüber bin ich immer mit etwas anderem beschäftigt. Aber wenn mein Partner zärtlich um die Ecke kommt und einfach beginnt, dann mache ich gern mit. Ich habe es noch nie erlebt, dass der Sex mir dann keinen Spaß gemacht und ich mich hinterher nicht besser als vorher gefühlt hätte.
Sex, egal in welcher Form, ist eine exzellente Energiequelle.
Menschen, die unter Burn-out leiden, haben keinen Sex oder nur höchst selten. Sie verspüren keine Lust, und bei den Männern spielt der entscheidende Körperteil nicht mehr mit. Eine Bekannte von mir, Therapeutin, meint dazu ganz lapidar, ihr sei noch kein Burn-out-Patient untergekommen, bei dem Sexualität überhaupt noch eine Rolle spiele.
Sind sexuelle Störungen die Folge von Burn-out? Oder sind sie möglicherweise auch Ursache? Könnte es nicht sein, dass Burn-out immer häufiger entsteht, WEIL so viele Menschen so wenig Sex haben? Und dass Sex eine sehr effektive Therapie wäre? Burn-out und sexuelle Störungen, beide kommen vor allem in den »modernen« Gesellschaften häufig vor.
Im »dtv-Atlas Sexualität« habe ich etwas Interessantes zu diesem Thema gelesen, nämlich dass Sexualstörungen ein Produkt der jeweiligen Kultur sind, und zwar sowohl in Bezug auf ihre Häufigkeit als auch auf ihre Ausprägung. In Kulturen, die den Sex bejahen und nicht verteufeln, kommt erektile Dysfunktion so gut wie gar nicht vor. In sexuell repressiven Kulturen hingegen sind sie gang und gäbe.
Das würde allerdings bedeuten, dass wir in unserer Kultur keineswegs so sexuell befreit sind wie wir meinen. Und auch das ist erklärbar. Laut Soziologen ist sexuelles Verhalten nicht »triebgesteuert«, sondern gesteuert von sogenannten »sozialen Skripten«.
Der Gedanke dahinter: Jeder Mensch kommt mit einem vollständigen sexuellen Potenzial auf die Welt, so wie er das Potenzial zu sprechen mitbringt. Ein Kleinkind kann jede Sprache lernen, wenn es ein entsprechendes Angebot bekommt, sogar mehrere gleichzeitig. Welche Sprache das Kind lernt und ob es das Potential voll ausschöpft, hängt von seiner Umwelt ab, davon, wie es gefördert wird und was ihm selbst Freude macht.
Unser Problem beim Sex ist, dass wir von vielen verschiedenen »Skripten« beeinflusst werden, die sich gegenseitig widersprechen.
Beispiel: Das Gesundheitsministerium empfiehlt Kondome, und die Kirche verbietet sie. Oder Eltern und Lehrer vermitteln einem Jugendlichen, dass er möglichst erst als Erwachsener Sex haben soll, die Freunde erzählen aber alle, sie hätten schon Sex gehabt. Männer sollen einerseits die Frauen verstehen und Gefühl zeigen, und gleichzeitig wird ihnen vermittelt, sie müssten stark und männlich sein.
Frauen hingegen sind heutzutage voll emanzipiert und wissen, was sie wollen. Gleichzeitig lernen sie von ihren Müttern, dass sie sich bei Männern und Sex zurückhalten sollen. Durch diese widersprüchlichen Botschaften entsteht Verwirrung, und diese wird umso stärker, je mehr gesellschaftliche und kulturelle Skripte einen Menschen beeinflussen.
Die Folge dieser Widersprüche sind innere Konflikte, Verunsicherung und nicht selten großer Stress.
Wie lauten Deine tiefen, inneren Überzeugungen über Sex? Vor allem über Sex, so wie Du ihn am liebsten magst? Was macht Dir ein schlechtes Gewissen, wenn Du nur daran denkst?
Die Skripten, nach denen wir ticken, zu hinterfragen, ist eine sehr spannende Angelegenheit. Denn sie sind uns normalerweise ja überhaupt nicht bewusst, so wie wir auch nicht darüber nachdenken, dass wir unsere Muttersprache sprechen. Wir tun es einfach. Doch wir kommen in einen Konflikt, wenn das Skript nicht funktioniert oder mit unserem Spaß konkurriert. Wenn wir auf einmal spüren, wir wollen etwas, aber irgendwie »dürfen« wir es nicht.
Wie mangelnde Sexualität den Burn-out fördert
Das Schlimme ist: Die sex- und spaßfeindlichen Skripten lernen wir viel früher als die lustfreundlichen, sie sind viel älter und treiben ihr Unwesen in unserem Unterbewussten. Bestimmte Sätze, Regeln und Gebote lernen wir schon in der Grundschule …
Stell Dir vor, Du sammelst im Laufe Deines Lebens haufenweise solche Skripte und Überzeugungen in Deinem Unterbewusstsein an und erlebst ständig innere Konflikte, die Du bewusst gar nicht mitkriegst. Und das in einem so fundamentalen Lebensbereich wie der Sexualität. Kein Wunder, wenn jemand dann einen Burn-out bekommt … Doch auf die Idee, dass das eine Rolle spielen könnte, sind noch nicht viele gekommen.
Burn-out-Themen werden fast ausschließlich im Kontext der beruflichen Tätigkeit diskutiert, und als Schuldige gelten vor allem die bösen großen Firmen, die ihre Mitarbeiter fertig machen. Und – die meisten Angebote zur Behandlung von Burn-out richten sich nur auf die Symptome, denn die Ursache liegt ganz woanders.
Erschöpfung hat mit nicht gelebter Sexualität und mit zu wenig Spaß im Leben zu tun!
Fangt an, Eure Ressourcen zu stärken, habt mehr Sex und mehr Spaß!!!
Fragt Euren Arzt oder Heilpraktiker, ob er Euch nicht Sex auf Rezept verschreiben kann – vielleicht gibt es dann irgendwann eine Krankenkasse, die Euch die Kosten für Spielzeug und Dessous bezahlt.
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Noch viel mehr spannende Berichte und Interviews zu Sex gibt es im Buch von Susanne Wendel. Egal ob Tantra, Humor, Prostitution, Sadomasochismus oder Sexspielzeug – hier wird mit vielen Tabus aufgeräumt! Mit "Gesund gevögelt" kann man seinen Lieblingssex entdecken und herausfinden, welche sexuelle Identität man hat.
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