Auf dem Pfad der Katanas: Zu Besuch bei Schmiedemeistern in Japan
Es gibt wohl nichts, was man(n) so eng mit Japan assoziiert, wie den Mythos der Samurai. Und was braucht(e) so ein Krieger? Ganz genau: ein Schwert!
Wir waren im Land der aufgehenden Sonne unterwegs und haben einen Schwertschmiedemeister in den Bergen von Kyoto besucht.
Es ist ruhig und anders als in den Städten, ist die Luft hier sauber und frisch. Die Ahornblätter haben sich in das berühmte japanische Herbstrot gefärbt, die Bambusbäume rascheln im Wind. Ein kleiner Teich mit einer Shinto-Huldigungstätte schmückt den Eingang zur Schmiede von Meisters Yuya Nakanishi.
Es ist stickig und heiß. Das könnte am kochend heißen Stahl liegen - oder der nahezu magischen Atmosphäre. Beides treibt uns den Schweiß auf den Stirn.
Was sofort auffällt: Schmiedeofen und Amboss befinden sich nah am Boden. Ganz anders als in westlichen Schmieden verrichten die Meister hier offenbar all ihre Arbeiten auf den Knien. Faszinierend!
Schmiedequote: Staatlich verordnete Tradition
Viele dieser Meister gibt es allerdings nicht mehr. Denn Schwertschmieden ist auch in Japan eine nur noch von Wenigen praktizierte Kunst - daher gibt es eine vom Staat verordnete Quote an Messern und Schwertern, die ein Meister herstellen muss. So soll verhindert werden, dass die Jahrhunderte alte Tradition nicht völlig verschwindet.
Nachdem glühender Stahl Stunden um Stunden geschmiedet wird, folgt die letzte Phase des Bearbeitungsprozesses. Und genau dabei dürfen wir Meister Nakanishi zuschauen - zumindest versuchen wir das. Denn dieser letzte Schritt des Schmiedens wird in Dunkelheit durchgeführt.
Um ein Schwert beständig zu machen, muss es an allen Stellen gleichmäßig erhitzt, bearbeitet, und abgekühlt werden. Ein sich mehrere hundert Mal wiederholender Prozess. Für die nötige und richtige Hitze ist Erfahrung und Augenmaß nötig. Nur ein Meister kann sehen, wann die richtige Temperatur erreicht ist. Und das geht eben nur bei nahezu vollständiger Dunkelheit.
Für ein klassisches Katana-Schwert werden zwei verschiedene Metall-Erze benutzt, um die nötige Beständigkeit aber auch Flexibilität zu erzielen. Somit wird verhindert, dass das Schwert während eines Kampfes bricht.
Im Gegensatz zu "modernen Messern" und Rasierklingen, hat ein traditionelles Katana einen Nachteil: es ist rostanfällig und muss daher regelmäßig gepflegt werden. Der Wert eines echten handgefertigten Schwertes nach dem Schärfen, Polieren und Griff anbringen (alle diese Schritte werden von unterschiedlichen Meistern durchgeführt), liegt bei mindestens 10.000 Euro.
Schmiedekunst trifft Schwertmeister
Der Grund für die Reise war allerdings nicht nur die Handwerkskunst des Meisterschmieds. Eine weitere interessante Frage wurde geklärt: Kann man aus Rasiermesserstahl ein brauchbares Schwert schmieden?
Meister Yuya Nakanishi hat sich tatsächlich dieser Aufgabe gestellt, aus dem Klingenstahl, das Panasonic übrigens für seine Rasierapperate verwendet, ein Schwert zu schmieden.
Eine extrem komplizierte Angelegenheit: Denn es sei extrem schwer, die rostfreien Stahlplättchen zusammenzuschmieden und zu formen. Da der Stahl in dieser Form extrem hart ist, bestand die Befürchtung, dass die Klinge beim Schmieden Risse bekommt oder gar brechen könnte.
Ob das Schwert nun am Ende wirklich was taugte, hat Iaido-Meister Isao Machii live vor unseren Augen testen. Meister Isao hält sechs Guiness-Weltrekorde - darunter den für "Die schnellsten 1000 Schnitte mit dem Kampfschwert (36 min, 4 s)" und den für "Schnitt mit dem Schwert durch eine 6-mm-Luftgewehrkugel (350 km/h)".
Und tatsächlich ging das ungewöhnliche Schwert in Händen von Meister Isao durch drei gerollte Tatamimatten wie ein heißes Messer durch Butter. Aber ob es einen echten Schwertkampf mit einem traditionellen Katana standhalten würde? Die Antwort auf diese Frage blieb uns verwehrt.