Gewalt-Gewitter walzt Deutschland platt: Die schlimmsten Bilder & Videos
Starkregenfälle haben aus Teilen NRWs und Rheinland-Pfalz' über Nacht ein Katastrophengebiet gemacht. Massive Zerstörung und Todesfälle. Eine Zusammenfassung.
Absoluter Ausnahmezustand
So etwas hat es lange nicht mehr gegeben, möglicherweise noch nie. Nach den heftigen Regenfällen, die Unwetter vor allem im Westen Deutschlands abladen, treten Flüsse über ihre Ufer, kleine Bäche verwandeln sich in eine nicht für möglich gehaltene Sturzflut.
In Hagen-Holthausen kamen innerhalb kürzester Zeit 237 Liter pro Quadratmeter herunter. Das hat Konsequenzen: In Hagen/Westf. sind einzelne Häuser vom Rest der Stadt de facto abgeschnitten, Straßen unterspült, zusammengesackt und nicht mehr passierbar, nicht einmal für die Feuerwehr. Mittlerweile ist die Bundeswehr mit Schwimmpanzern vor Ort. Es sind verstörende Bilder.
Viele Häuser sind einsturzgefährdet
Teilweise müssen Häuser geräumt werden, da sie aufgrund der konstanten Wassermassen nicht nur vollzulaufen, sondern sogar einzustürzen drohen. In Dortmund muss ein ganzer Seniorenstift evakuiert werden, das komplette Erdgeschoss steht unter Wasser.
In Wuppertal gab es in der Nacht Sirenenalarm, weil Verantwortliche befürchteten, dass die Wupper-Talsperre bei Radevormwald überlaufen und eine Sturzflut ins Tal schicken könnte. Erste Evakuierungsszenarien werden durchgespielt. Einige Straßen entlang der Talachse sind gesperrt. Durch einen Stromausfall ist auch die Trinkwasserversorgung momentan akut gefährdet.
Auch im Ruhrgebiet ist das Wasser derart kontaminiert, dass es direkt aus dem Hahn nicht mehr trinkbar ist. Aus diesem Grund desinfiziere es die Wasserwerksgesellschaft mit Ozon, UV-Licht und Chlor und zwar in, wie sie sagt "extrem hoher Konzentration." Zusätzlich wird den Bewohnern von Mülheim an der Ruhr (ohne Mintard), Ratingen-Breitscheid und Teile von Oberhausen und Bottrop empfohlen, ihr Wasser vor dem Trinken abzukochen.
Talsperren drohen zu brechen
Bei Euskirchen ist die A61 gesperrt, da dort der Damm der Steinbachtalsperre zu bersten droht. Das Technische Hilfswerk (THW) ist zur Beobachtung vor Ort.
Auch die Eifel ist besonders schwer von den Wassermassen betroffen. In Schuld bei Adenau sind in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag sechs Häuser eingestürzt. Eine ungenannte Zahl an weiteren Häusern ist laut Polizei Koblenz ebenfalls unterspült und damit einsturzgefährdet. Derzeit (Stand: Donnerstag, 15. Juli, 12.30 Uhr) werden mehr als 70 Menschen vermisst.
Zusätzlich sitzen, von den Wassermassen eingeschlossen, etwa 50 Personen auf Häuserdächern und warten auf ihre Rettung. Mittlerweile ist der Katastrophenfall ausgerufen worden. "Die Lage ist sehr ernst, wir haben viele überschwemmte Straßen und Ortschaften, die nicht mehr erreichbar sind", wird Landrätin Julia Gieseking zitiert.
Bereits viele Tote zu beklagen
Leider ist es nicht bei Schäden an der Infrastrukur, an Gebäuden und Autos geblieben. Mindestens 93 Menschen haben in den Wassermassen bereits den Tod gefunden, darunter zwei Feuerwehrmänner im Märkischen Kreis.
Ein 53-Jähriger ist bei dem Versuch, eine Wassersperre zu errichten, von den Fluten erfasst und mitgerissen worden. Er konnten bis jetzt nicht gefunden werden, sodass man vom Schlimmsten ausgehen muss. Andernorts ist ein Rentner in seinem vollgelaufenen Keller ertrunken, auch dort sind die genauen Umstände noch nicht bekannt.
Im Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz sind insgesamt vier weitere Menschen durch die Flutmassen ums Leben gekommen. Sie wurden in verschiedenen Orten entdeckt.
Die Bundeswehr ist im Einsatz
Mittlerweile beteiligt sich auch die Bundeswehr an den Einsätzen. 200 Männer und Frauen mit Bergepanzern, Radladern, schweren Lastwagen und dem Transportpanzer Fuchs sind in NRW vor Ort, beispielsweise im schwer betroffenen Hagen, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bestätigt.
Und die Schreckensmeldungen reißen nicht ab, im Gegenteil: In Leverkusen muss wegen eines durch das Unwetter hervorgerufenen Stromausfalls ein ganzes Krankenhaus geräumt werden. Alle Operationen sind abgesagt.
Ort von Umwelt abgeschnitten
In Altena im Sauerland hat sich nach dem Starkregen eine Schlammlawine in Gang gesetzt und für Chaos und Zerstörung gesorgt. Ein Polizeisprecher vor Ort bestätigt, dass Altena momentan "so gut wie nicht erreichbar" ist.
Auch der Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalen ist massiv beeinträchtigt. Die Bahn rief dazu auf, Fahrten von und nach Nordrhein-Westfalen zu verschieben. Im Hauptbahnhof Hagen hat es einen Wassereinbruch gegeben, der das gesamte Gelände lahmlegt. Hagen ist deswegen zurzeit nicht per Zug zu erreichen.
Berichte über Plünderungen
Zur Katastrophe kommt jetzt noch die Kriminalität. In Stolberg bei Aachen wurden erste Plünderer auf frischer Tat ertappt.
Zeugen hatten Personen in überschwemmten Ladelokalen gemeldet, woraufhin die Polizei einen verdächtigen an einem Juweliergeschäft festnehmen konnte. Eine Hundertschaft der Polizei sichert jetzt verlassene Wohnungen und Geschäfte.
Gerettete und Evakuierte
In Solingen sind derweil 130 Menschen von der Feuerwehr gerettet worden. Dabei musste die Feuerwehr mehrere Male auch sich selbst von den immer weiter ansteigenden Wassermassen in Sicherheit bringen.
In Rheinbach an der Grenze zwischen Rheinland-Pfalz und NRW muss mittlerweile tatsächlich evakuiert werden. Zwei Stadtteile (Oberdrees und Niederdrees) sind gerade dabei, in Notunterkünfte umzuziehen. Grund: Die Steinbachtalsperre droht überzulaufen.