Guten Appetit

Wie kommt der Fleece-Pullover in den Lachs?

"Du bist, was du isst?" Eher: "Du isst, was du trägst." Etwa zwei Milliarden synthetischer Mikrofasern aus dem Abwasser unserer Waschmaschinen landen pro Sekunde in den Meeren um Europa. Sie gelangen von dort auch in den menschlichen Organismus.

So kommt der Fleece-Pulli in den Lachs
So kommt der Fleece-Pulli in den Lachs Foto: iStock / Foreverhappy-Mee, AlexRaths

Morgens um sechs auf dem Hamburger Fischmarkt tummeln sich Betrunkene, Touristen, Frühaufsteher. Von Hering, über Krabben bis hin zum Lachs – Unmengen an Fischbrötchen gehen über die Tresen der Verkaufsstände. Ein diesiger Schleier liegt über dem Hafenbecken, die Menschen sind dick eingepackt. Aber kaum jemand ahnt, dass er Teile seiner Kleidung wahrscheinlich gerade als Fischbrötchen verzehrt.

Die europäischen Länder gelten als Weltmeister im Recyceln, es landet kaum noch Abfall auf Deponien, denn der Großteil des Plastiks wird wieder eingeschmolzen und neu verarbeitet. Auch die Geschäfte und Supermärkte verzichten mehr und mehr auf die Beigabe von Plastiktüten.

Und dennoch: Unsere Meere sind durchzogen von Kunststoffmüll. Wie also gelangt der Abfall ins Meer? Wissenschaftliche Studien belegen: Unsere Kleidung trägt wesentlich zur Verseuchung der Meere mit Kunststoffpartikeln bei. Das Problem liegt bei den Synthetik-Fasern.

JW Video Platzhalter
Zustimmen & weiterlesen
Um diese Story zu erzählen, hat unsere Redaktion ein Video ausgewählt, das an dieser Stelle den Artikel ergänzt.

Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.

Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.

Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Auch Wolle und Baumwolle verlieren beim Waschen ihre Fasern, die sind jedoch biologisch abbaubar. Immer dann, wenn eine Jacke, eine Hose oder ein T-Shirt aus Kunstfasern gewaschen wird, werden dagegen winzige Teilchen der Fäden abgerieben.

Nach einer Studie des britischen Ökologen Mark Anthony Browne verliert allein ein Fleece-Pullover bei einem einzigen Waschgang bis zu 1900 Fasern. Die feinen Mikropartikel fließen mit dem Abwasser in die Kanalisation und von dort weiter in die Flüsse, bis sie mit diesen schließlich ins Meer strömen.

Nicht einmal den Filteranlagen der Klärwerke gelingt es, sie aufzufangen. Untersuchungen des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven ergaben, dass die Partikel einfach zu klein sind, um sie effektiv heraussieben zu können.

Über den Verzehr von Fischen geraten die feinen Mikropartikel schlussendlich auch in den menschlichen Organismus. Die Auswirkungen dort sind bisher noch zu wenig erforscht. Doch an den feinen Plastikpartikeln haften lipophile Schadstoffe, neben Weichmachern beispielsweise das als krebserregend geltende PCB und das Insektizid DDT.

Tragen Plastikfasern Pestizide in den Körper?

Laut einer Statistik der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen macht der Verkauf von synthetischer Bekleidung in den Industrieländern etwa 50 Prozent des Marktes aus. Auch Baumwollprodukte bieten keinen geeigneten Ersatz, da sie nicht die notwendige Funktionalität mit sich bringen und ihnen durch den immens hohen Wasserverbrauch und den Einsatz von giftigen Pestiziden ebenfalls ein schlechter Ruf anheftet.

Gerade Sportartikelhersteller setzen stark auf Bekleidung aus Kunstfasern – und da gerade diese besonders oft gewaschen wird, trägt sie enorm zur Belastung durch die Nanopartikel bei.

Auch wenn der Trend hin zu Wollprodukten wieder zunimmt, gibt es bisher kein adäquates Ersatzprodukt für die Hightechfasern. Und gerade Fleece-Stoffe haben sich als größte Belastung für die Weltmeere erwiesen. Wer also beim Kauf von Kleidung Alternativen in Betracht zieht, trägt seinen Teil dazu bei, die Ozeane ein klein wenig sauberer zu halten.

JW Video Platzhalter
Zustimmen & weiterlesen
Um diese Story zu erzählen, hat unsere Redaktion ein Video ausgewählt, das an dieser Stelle den Artikel ergänzt.

Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.

Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.

Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.