Die ungelösten Rätsel der Archäologie

Die Höhlen der Serra da Capivara: Woher stammen die ersten Amerikaner?

Diese sensationellen Funde schreiben die Weltgeschichte neu. Deutschlands bekannteste Archäologie-Expertin Gisela Graichen ist für Welt der Wunder den größten Geheimnissen der Menschheit auf der Spur. Diesmal geht es um die Höhlen der Serra da Capivara und die Frage, woher die ersten Amerikaner wirklich stammen.

Serra da Capivara in Brasilien
Serra da Capivara in Brasilien Foto: iStock / phelder2006
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In der heißen, ausgedörrten Serra da Capivara, im menschenleeren Nordosten Brasiliens, liegt eine der wichtigsten archäologischen Grabungen unserer Zeit. Eine Grabung, die einen der nachhaltigsten Glaubenssätze der Menschheitsgeschichte als falsch entlarvt: die Besiedlung Amerikas von Asien aus.

Serra da Capivara

In den Schulbüchern steht es noch so: Die ersten Einwanderer – die Vorfahren der "Indianer" – kamen über die während der Eiszeit trocken gefallene Beringstraße zu Fuß von Sibirien nach Alaska und besiedelten von dort Nord- und Südamerika.

Genau aus dieser Zeit fand man im US-amerikanischen Örtchen Clovis in den 1930er-Jahren Steinklingen, wie man sie aus Asien kennt. Seitdem gilt: Die ersten Einwanderer kamen aus Asien. "Clovis first", Clovis zuerst, ist bis heute ein hartnäckig verteidigtes Dogma.

Und das ist in der Serra da Capivara auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen worden. Denn: Die menschlichen Spuren, die in Höhlen in der Serra da Capivara gefunden wurden, sind möglicherweise 50 000 Jahre alt, vielleicht sogar 100 000 Jahre!

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Woher stammen die ersten Amerikaner?

Das entdeckte die brasilianische Archäologin Niède Guidon, inzwischen 87 Jahre alt – und Feindbild der "Clovis first"-Vertreter. Sie war in den Bann gezogen von den rund 40 000 prähistorischen Felszeichnungen in der Serra.

Unterhalb einer bemalten Felswand stieß sie bei Grabungen auf Holzkohlefeuer, die sie auf mindestens 50 000 Jahre datierte. Doch woher kamen die ersten Amerikaner? Auch dazu hat Guidon eine Theorie: aus dem nur 1600 Seemeilen entfernten Westafrika.

Der Südäquatorialstrom ist wie ein gigantisches Förderband, das von Afrika nach Südamerika läuft, unterstützt durch die Passatwinde. Thor Heyerdal bewies mit einem einfachen Boot aus Papyrus, dass man die Strecke bewältigen kann. Auch wenn es viele US-Forscher nicht wahrhaben wollen: Der erste Amerikaner kam wahrscheinlich aus Afrika. Die Schulbücher müssen umgeschrieben werden. Die Neue Welt ist sehr viel älter.